Donnerstag, 31. Januar 2013


Brasilien wehrt sich und leugnet


An den Finanzmärkten herrscht kein Zweifel daran, dass diese Volten nicht allein freien Marktkräften geschuldet sind. Vielmehr sind Analysten der Meinung, dass die brasilianische Zentralbank systematisch am Devisenmarkt intervenierte, um den Real durch Dollarkäufe zu schwächen. Brasilien war eines der ersten Länder, das sich wehrte. Am 12. April 2008 notierte der Dollar bei 2,51 Real. Ein Wechselkurs, von dem die brasilianische Wirtschaft Jahre später nur träumen konnte: Am 26. Juli 2011 bekam man an den Devisenmärkten für einen Dollar lediglich 1,53 Real. Am diesem Montag lag der Wert wieder bei 2,03 Real. Bis vor kurzem hatte die Regierung dies jedoch noch geleugnet, auch wenn Finanzminister Guido Mantega 2010 als erster Politiker von einem weltweiten „Währungskrieg“ sprach, gegen den sich Brasilien wehren müsse. Industrieländer und China schwächten seiner Ansicht nach ihre Währungen künstlich, um Handelsvorteile zu erlangen. Ende vergangenen Jahres gab er dann erstmals offiziell zu, den Wechselkurs steuern zu wollen. 

Kapitalflussbremse

Mit den Zinsreduktionen und kurzfristig wirkenden Kapitalkontrollen verringerte sich der spekulative Zufluss ausländischen Kapitals auf der Suche nach hochverzinslichen Anleihen in Real. Im vergangenen Jahr lockerte Brasilien daher etwas die Interventionen. Der Zentralbank kam auch die geringeren Exporterlöse zu Hilfe, weil der weltweite Hunger nach brasilianischen Rohstoffen nachließ. In der Tat: Zuerst erhöhte Brasilien 2010 seine Steuer auf ausländische Kapitalerträge von 2 auf 4 Prozent und senkte sodann nach und nach die Leitzinsen. Im August 2011 reduzierte die Banco Central do Brasil den Leitzins, obwohl damals große Inflationssorgen herrschten. Nach insgesamt zehn weiteren Herabstufungen ist der Leitzins seither von 12,5 Prozent auf 7,25 Prozent gesunken. Weil dadurch weniger Devisen nach Brasilien flossen als in den Jahren davor, ließ der Aufwertungsdruck auf den Real nach. Zuletzt jedoch floss wieder mehr Geld in das Land, weil eine Reihe brasilianischer Unternehmen Anleihen ausgab. Darunter war auch ein Bond über 7 Milliarden Dollar des staatlichen Ölkonzern Petrobras. Aufgrund der höheren Renditen in den Schwellenländern nahm hier auch und die Nachfrage wieder zu.


Preisblasen durch Kapitalzufluss

In Norwegen sehen Experten wegen der hohen Auslandsnachfrage  eine Preisblase am Immobilienmarkt. Zumindest wird Währungen wie der norwegischen Krone und vor allem dem australischen Dollar Aufwertungspotential zugesprochen, ebenso dem Schweizer Franken. Auch andere Länder, die reich an Rohstoffen sind, erlebten in den vergangenen Jahren Aufwertungen ihrer Währung, darunter Australien und Norwegen. Das von den Notenbanken der Industrieländer frisch geschaffene Geld fließt eben auch in Rohstoffe und schiebt die Konjunktur dieser Länder an - manchmal bis zur Überhitzung. 
Schweizer ErfolgeDas Kalkül ging auf: Der Kurs hielt, und seitdem die Anleger weniger auf den Zerfall des Euroraumes setzen, wertet der Euro zum Franken sogar auf. Derzeit müssen für einen Euro wieder 1,25 Franken bezahlt werden. Die Unternehmen atmen auf, das Wirtschaftswachstum legte leicht zu. Die Notenbank der Schweiz, bis dahin eine der konservativsten Zentralbanken überhaupt, hat in den vergangenen fünf Jahren ihre Bilanz verfünffacht. Das zusätzliche Geld hat sie überwiegend dazu verwendet, die Aufwertung der Schweizer Währung zum Euro zu stoppen. Schon im Juni 2009 intervenierte die SNB bei Kursen von 1,50 Franken je Euro, weil sie die Gefahr einer Deflation witterte. Als der Franken im September 2011 fast einen Euro wert war und Export- und Tourismusindustrie über den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit klagten, verlor die Schweizer Notenbank alle Zurückhaltung. Sie teilte mit, sie werden jeden Euroverkäufer zu Kursen von 1,20 Franken je Euro bedienen. Die Schweiz hat also, so wie es derzeit aussieht, den „Währungskrieg“ gewonnen. Doch der Preis war hoch: Die Bilanzsumme der SNB ist auf 75 Prozent einer Jahreswirtschaftsleistung der Schweiz (BIP) angeschwollen. Die Vermögen in der Bilanz der Notenbank sind selten in Franken bewertet; nach Daten vom September hält die SNB vielmehr zu 48 Prozent in Euro und zu 28 Prozent in Dollar denominierte Wertpapiere. Damit ist die SNB sehr abhängig von Wechselkursschwankungen. 

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